Chronik der NaturFreunde
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1895
Vom 22.-24. März inseriert der Wiener Sozialist, Freidenker und Lehrer Georg Schmiedl in der „Arbeiterzeitung“, um Gleichgesinnte zur Gründung einer „touristischen Gruppe“ zu finden. Drei schrieben sofort: Josef Rohrauer, sein Vater Alois und Karl Renner. Am Ostersonntag wird der erste Ausflug in den Wiener Wald veranstaltet.
Am 16. September schließlich gründen 185 Frauen und Männer in Wien (Gasthaus Zum goldenen Luchsen, Neulerchenfeld) den „Touristenverein ‚Die Naturfreunde'“. Der Jahresbeitrag beträgt einen Gulden, der rührige Sensenschmied Alois Rohrauer wird Obmann. Karl Renner entwirft das Symbol des neuen Vereins: Der Handschlag mit den drei Alpenrosen steht für die Solidarität der Arbeiterbewegung.
1897
Im Juli erscheint in einer Auflage von 400 Exemplaren die erste Ausgabe der Vereinszeitschrift „Der Naturfreund“.
1900
Im Januar beschließt die Gründungsversammlung der Ortsgruppe Graz, „Berg frei“ zum Gruß der steierischen Naturfreunde zu machen. Die Idee wird für den gesamten Verein übernommen. Der kämpferische Gruß ist Ausdruck der Forderung nach dem Recht auf Freizeit in den Bergen nicht nur für Adel und Bürgertum.
1905
Im August gründet sich als 42. Gruppe im Gesamtverein in München die erste deutsche Ortsgruppe. Die Naturfreunde haben inzwischen fast 9.000 Mitglieder, darunter 15 Prozent Frauen.
1907
Auf dem Padasterjoch in den Stubaier Alpen in Tirol wird das erste Naturfreundehaus eingeweiht.
1911
Die Hamburger Naturfreunde errichteten am Rand der Lüneburger Heide das erste Naturfreundehaus in Deutschland.
1919
Zur Naturfreundebewegung gehören 46.000 Mitglieder. Drei Jahre später sind es bereits 159.000.
1933
Die Kritik am Kapital und an der herrschenden Klasse führt zum Verbot des Touristenvereins „Die Naturfreunde“ durch die Nazis. Damit verbunden ist die Beschlagnahmung der in eigener Arbeit errichteten 428 Hütten und Häuser, davon fast 300 auf deutschem Gebiet.
1945
Überall wird mit dem Wiederaufbau der Organisation begonnen. Die enteigneten Häuser werden zurückgegeben. In Ostdeutschland erfolgt eine Nutzung durch andere Träger.
1950
Der Gesamtverein wird in die Naturfreunde Internationale (NFI) umgewandelt. Sie setzt sich aus selbstständigen Landesverbänden zusammen.
1962
Die Naturfreunde beteiligen sich an den Ostermärschen der Atomwaffengegner. Die NFI hat 270.000 Mitglieder in 17 Ländern auf allen fünf Kontinenten. In Deutschland werden rund 100.000 Mitglieder in mehr als 650 Ortsgruppen gezählt. Die Zahl der vereinseigenen Hütten, Häuser, Bootshäuser und Stadtheime liegt bei fast 400.
1968
Die Naturfreunde verlangen die Einstellung der Bombenangriffe auf Nordvietnam und verurteilen die Besetzung der CSSR.
1971
Eine große NaturFreunde-Expedition bricht zu Erstbesteigungen in die peruanische Cordillera Blanca auf. Zudem sollten die lebensweltlichen Veränderungen bei den Camoa-Indianern nahe der Amazonasquellen überprüft werden.
1989
Seit 1989 erklärt die Naturfreunde Internationale (NFI) jeweils für zwei Jahre eine grenzüberschreitende und ökologisch wertvolle europäische Region zur Landschaft des Jahres. Das Projekt setzt an den aktuellen Herausforderungen einer Region an und erarbeitet gemeinsam mit der Bevölkerung und allen regionalen Interessengruppen Perspektiven für eine Nachhaltige Entwicklung. Erste Landschaft des Jahres wird die Region Bodensee.
Im Dezember beginnt die Neuorganisation der Naturfreunde in der DDR. Heute gibt es Landesverbände in allen neuen Bundesländern.
1993
Die Odermündung wird Landschaft der Jahre 1993/1994.
1998
Die NaturFreunde Deutschlands treffen mit dem Deutschen Angelfischerverband (DAFV – damals noch Deutscher Anglerverband [DAV]) die Vereinbarung, alle zwei Jahre eine „Flusslandschaft“ in Deutschland öffentlich zu würdigen. Ziel der Kampagne ist es, durch Veranstaltungen, Aktionen und Informationsmaterial die Bevölkerung für die natürlichen und kulturellen Schönheiten der einzigartigen Flußlandschaft zu gewinnen und sie über die Bedrohung der Flüsse und ihrer Ökosysteme aufzuklären. Erste Flusslandschaft des Jahres wird 2000/2001 die Gottleuba an der Elbe südöstlich von Dresden.
1999
Der Böhmerwald wird Landschaft der Jahre 1999/2000.
2000
Die Naturfreundejugend Deutschlands veranstaltet ihren ersten Kindergipfel anlässlich der Weltausstellung Expo in Hannover. Prominentester Gast ist Bundeskanzler Gerhard Schröder.
2001
Auf dem Bundeskongress in Duisburg beschließen die Naturfreunde ihre Namensänderung. Wir heißen jetzt: NaturFreunde Deutschlands – Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur. Wegen der Bedeutung des Gedankens der Nachhaltigen Entwicklung für die künftige Arbeit der Naturfreunde wird das „Manifest Nachhaltigkeit“ verabschiedet.
2002
Die Bundesgeschäftsstelle zieht von Stuttgart in die Hauptstadt Berlin um und vollzieht damit einen lange vorliegenden Bundeskonferenzbeschluss.
2003
Das Lebuser Land wird Landschaft der Jahre 2003/2004.
2005
Anlässlich der 100-Jahrfeier der deutschen NaturFreunde findet in München, dem Geburtsort der ersten deutschen Ortsgruppe, eine zentrale Festwoche statt. Aus dem ganzen Land kommen NaturFreunde und Naturfreundejugend, um diesen Geburtstag zu feiern und über die Zukunft ihres Verbandes zu beraten.
2007
100 Jahre Naturfreundehäuser – im August wird auf dem Padasterjoch in den österreichischen Alpen das Jubiläum im ersten Naturfreundehaus der Welt gefeiert!
2009
Der zentrale Mitgliedsausweis der NaturFreunde Deutschlands wird eingeführt. Jedes Mitglied bekommt seinen Ausweis künfitig einmal im Jahr direkt zugeschickt.
2011
Die NaturFreunde Deutschlands sind Anmelder der zentralen Anti-Atom-Demo am 26. März in Berlin. 120.000 Menschen protestieren nach der Atomkatastrophe von Fukushima für eine Abschaltung aller Atomkraftwerke in Deutschland. Kurz darauf verkündet Kanzlerin Merkel den deutschen Atomausstieg.
Im Sommer 2011 zieht die Bundesgeschäftsstelle der Naturfreundejugend Deutschlands von Remagen nach Berlin.
2013
Die Region Oberrhein wird Landschaft der Jahre 2013/2014.
2014
Das Umweltbundesamt würdigt die ehrenamtliche Arbeit der NaturFreunde im Umwelt- und Naturschutz: Die NaturFreunde Deutschlands werden als „Umwelt- und Naturschutzvereinigung“ im Sinne von § 3 Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz anerkannt. Damit erhält der Bundesverband Gelegenheiten zur Stellungnahme und zur Einsicht in einschlägige Sachverständigengutachten und zudem ein sogenanntes Mitwirkungs- und Klagerecht gegen umweltrechtliche Zulassungsentscheidungen.
2015
Die NaturFreunde Deutschlands sind Anmelder und Organisator der zentralen Demonstration gegen die Freihandelsabkommen TTIP und CETA am 10. Oktober in Berlin. Insgesamt gehen etwa 250.000 Menschen auf die Straße. Die Demonstration ist die größte in Deutschland seit den Protesten gegen den Irak-Krieg zwölf Jahre zuvor.
2017
Die NaturFreunde Deutschlands und die Naturfreundejugend Deutschlands gründen gemeinsam die Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz (FARN). FARN untersucht die historischen und aktuellen Verknüpfungen des deutschen Natur- und Umweltschutzes mit extrem rechten und völkischen Strömungen und bietet bundesweit Bildungs- und Informationsveranstaltungen zu diesem Themenkomplex an. FARN wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.
2018
Die Lippe, ein rechter Nebenfluss des Rheins, wird im März zur zehnten Flusslandschaft des Jahres proklamiert. Die NaturFreunde Deutschlands rufen gemeinsam mit dem Deutschen Angelfischerverband für jeweils zwei Jahre eine „Flusslandschaft des Jahres“ aus. Die „Flusslandschaft des Jahres“ wird durch das Bundesumweltministerium in die Liste der „Natur des Jahres“ aufgenommen. Diese soll auf bedrohte Natur aufmerksam machen und angestrebte Gegenmaßnahmen veranschaulichen, welche stellvertretend auf bestimmt Missstände verweisen.